Fortbildung „Sexualität und Behinderung“

Anfang November zeigte Ilona Westphal (Sonder- und Sexualpädagogin sowie Dozentin am Institut für Sexualpädagogik und sexuelle Bildung (isp) GmbH) einer kleinen Gruppe von interessierten Eltern unterschiedliche Perspektiven auf das Thema „Sexualität und Behinderung“. So ist dieses Thema im Grundgesetzt für alle Menschen mit und ohne Behinderung klar geregelt: • Artikel1 (Unantastbarkeit der menschlichen Würde) und • Artikel 2 (Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit). Hieraus lässt sich das Recht auf Selbstbestimmung ableiten.
Selbst in der UN-Behindertenkonvention finden sich Aspekte der Sexualität reproduktions- u. beziehungsbezogen in Artikel 23 (Achtung der Wohnung und Familie) sowie Artikel 25 (Gesundheit)
Außerdem lassen sich sexuelle Menschenrechte ableiten z. B. aus • Artikel 5 (Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung), • Artikel 8 (Bewusstseinsbildung), • Artikel 12 (Gleiche Anerkennung vor dem Recht), • Artikel 16 (Freiheit von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch), • Artikel 17 (Schutz der Unversehrtheit der Person), • Artikel 19 (Unabhängige Lebensführung u. Gemeinschaft) • Artikel 22 (Achtung der Privatsphäre).
Die Frage, was ist „Sexualität“, kann vielfältig beantwortet werden: • ist eine unverzichtbare Lebensenergie, • ist ein Leben lang Teil einer Person, • ist unabhängig von einer Behinderung, • ist ganzheitlich (Gedanken, Gefühle, Körper), • ist vielfältig, • hat viele Ausdrucksformen, • ist ein Grundbedürfnis.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Sexualität von Menschen mit Behinderung unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der Sexualität von Menschen ohne Behinderung. Sie bedarf höchstens einer weitreichenderen Betreuung in Bezug auf Aufklärung, Sexualitätsbegleitung, Sexualassistenz über eine weitere Lebensspanne als bei normaler Entwicklung eines jungen Menschen. Wünsche und Vorstellungen der beeinträchtigten Personen sollten ernst genommen und besprochen werden, wie z.B. Themen zu Beziehung, Heirat, Kinderwunsch und Elternschaft. Im Einzelnen muss dann betrachtet und diskutiert werden, ob und wie diese Wünsche umgesetzt werden können.
DU bist WIR bedankt sich bei Ilona Westphal für die sehr interessante Fortbildung, die betroffenen Eltern und Betreuern neue Zugänge zu diesem Thema eröffnet hat, um Menschen mit Behinderung richtig wahrzunehmen, zu verstehen und sie entsprechend zu betreuen und zu begleiten.